Hüft-OP: Leider kein Hinweis auf McMinn Oberflächenersatz – keine gute Beratung

Leider erfolgen in vielen Kliniken schlechte Beratungen, wenn es um den Einsatz von Hüft-Prothesen geht. So auch in diesen Fällen: Es erfolgte kein Hinweis auf McMinn Oberflächenersatz. Meine Erfahrungen hier.

Ich kann hier nur die Tätigkeit von Herrn Dr. Spank und Herrn Dr. Schröder als Berater, nicht als Operateur bewerten. Die Beratung war im Hinblick auf die Optionen bei Einsatz einer Hüftprothese leider unvollständig und im Ergebnis nachteilig. Ich schreibe diese Rezension, um möglichst viele Betroffene vor einer möglicherweise falschen Entscheidung hinsichtlich des einzusetzenden Hüft-TEPs zu bewahren.

Ich benötigte, wie viele in meinem Alter, eine Hüft-OP. Aufgrund geburtsbedingter Fehlstellung war die Knorpelschicht abgerieben, starke Schmerzen machten somit einen Eingriff erforderlich. Als aktiver Sportler (53 Jahre alt und fit) war mir wichtig, danach wieder möglichst weitgehend Sport treiben zu können, möglichst auch auf Wettkampfebene.

Von Herrn Dr. Spank und Herrn Dr. Schröder wurde mir nur eine sog. Schaftlösung empfohlen. Hierbei wird ein Großteil des Oberschenkelknochens entfernt und durch eine Teilendoprothese (=TEP), eben den SCHAFT, künstlich ersetzt. Meine Frage nach einem sog. Oberflächenersatz (McMinn-Lösung) wurde dahin gehend negativ beantwortet, dass diese Lösung „so gut wie gar nicht mehr“ gewählt wird. Ich fragte genauer nach, denn auf der anderen Hüfte hatte ich vor mehr als zehn Jahren eine solche Oberflächenlösung eingesetzt bekommen und bin sehr zufrieden damit (Sport ohne Probleme möglich). Mir wurde als Gegenaspekt, also contra McMinn, im Wesentlichen 1.) möglicher Metallabrieb und 2.) die Gefahr von Lockerungen genannt. Ich begann weiter zu recherchieren und Gespräche mit Betroffenen zu führen.

Im Ergebnis muss ich leider sagen, dass das pauschale Zuraten zur Schaftlösung falsch war. Zumindest wenn ein Mensch noch aktiv Sport treiben möchte, ist die McMinn-Oberflächenlösung deutlich besser. Das liegt daran, dass der Oberschenkelknochen weitgehend unangetastet bleibt, so dass das Körpergefühl und die natürliche Belastbarkeit des Oberschenkelknochens erhalten bleibt. Nicht umsonst haben sich Leistungssportler wie z.B. der Tennisprofi Andy Murray für die McMinn-Methode entschieden. (Murray zum Beispiel hat sich vor fünf Jahren einen McMinn-Oberflächenersatz einsetzen lassen und spielt bis heute Profitennis unter den ersten 60 der Weltrangliste).

Der Grund, warum hierzulande trotzdem – annähernd durchgehend – zum Einsetzen einer Schaftlösung geraten wird, dürfte folgender sein. Das Einsetzen einer McMinn-Oberflächenlösung ist handwerklich schwierig. Es bedarf einer großen Erfahrung und nicht jeder Operateur ist dazu in der Lage. Es gibt tatsächlich in Deutschland nur eine Handvoll diesbezüglich fähiger Operateure. Aus Sicht der Ärzte ist denn auch ein solcher McMinn-Eingriff – in Anbetracht des Aufwandes – nicht angemessen bezahlt. So kommt es dazu, dass die meisten Operateure zum Einsatz einer Schaft-TEP raten. Die OP ist einfacher und risikoärmer, als nach der McMinn-Methode.

Ich bin denn auch von meinem Wohnort Berlin nach München gefahren, um mich von einem solchen Experten nach der McMinn-Methode operieren zu lassen. Mit Erfolg, das oben Gesagte hat sich voll bestätigt. Nähere Auskunft gebe ich zur Unterstützung Betroffener gerne heraus (eMail an hartmann@ra-hartmann.de).

Was die geschilderte Beratungspraxis aus meiner Sicht fast schon verwerflich macht, ist die Widerlegbarkeit der verwendeten Aussagen von Seiten der Schaft-Befürworter. Schauen wir uns diese einmal genauer an:

1.) Was die Lockerungsgefahr angeht, wurde mir „20-30 Prozent der Fälle bei McMinn“ gesagt. Das ist schlicht falsch. Die McMinn-Lösungen halten mindestens genau so lange wie TEPs, hierzu gibt es auch inzwischen Studien. Ja, es gab vor einigen Jahren (wenige) Fälle von Lockerungen. Diese waren aber auf minderwertige Materialien zurückzuführen, das Problem ist inzwischen behoben. UND nicht vergessen: Falls es in der Zukunft zu Problemen kommen sollte, kann IMMER NOCH eine Schaftlösung eingesetzt werden. Denn der Oberschenkelknochen ist ja noch vorhanden.
2.) Metallabrieb gibt es bei der McMinn-Lösung nicht mehr und nicht weniger, als bei den Schaft-TEPs
3.) Wenn mir von Herrn Dr. Spank gesagt wurde, „nur noch 0,3% der Fälle werden nach McMinn-Oberflächenersatz operiert“, so ist auch dies schlicht unzutreffend. Insbesondere Sportler wählen – sofern sie sich gut informieren – durchgehend diese Lösung.

Wie gesagt, es tut mir leid und es liegt mir fern, Herrn Dr. Spank und Herrn Dr. Schröder zu schaden. In der Beratung waren beide äußerst sympathisch. Und es gibt gewiss Fälle, in denen die Schaftlösung der richtige Rat ist. Die o.g. Information sollte den Patienten aber aus meiner Sicht nicht vorenthalten werden.

Henning Hartmann
Berlin, 30.4.24