Tag acht im Tresorraub-Prozess vor dem Landgericht Moabit: der Kronzeuge wird ein weiteres Mal der Lüge überführt

Der achte Verhandlungstag im Prozess des 49-Millionen-Coups beginnt mit dem Verlesen einer Nachricht des Amtsgerichts Lindau. Der Vorsitzende trug vor, dass Herr G., der zweite Geschäftsführer der „Vallog GmbH, die die Tresorräume vermietet und ausräumen lassen hatte, auch heute nicht als Zeuge erscheinen wird. Der Grund: Herr G. sei dauerhaft verhandlungsunfähig und stehe inzwischen in Lindau unter Betreuung und Vormundschaft.

Zweitens wurde mitgeteilt, dass Frau K., die damalige Putzfrau der Schließfachanlage, zur Zeit krankgeschrieben sei und auch nicht aussagen könne.

Dann begann der eigentliche Prozesstag mit dem Verlesen eines Antrags des Verteidigers von Mohamed M.: Es solle Herr Z. aus Eberswalde als Zeuge geladen werden. Dieser könne bestätigen, dass der Kronzeuge Thomas S. schon im Sommer 2022 aus eigener Initiative an IHN herangetreten sei, um die Möglichkeiten des Diebstahls der Tresorräume, deren Wert im zweistelligen Millionenbereich lag, auszuloten.

Wenn dem so ist, würde Thomas S. ein weiteres Mal der Lüge überführt werden. Denn bisher behauptete er felsenfest: er habe sich im Oktober 2022 nur wegen seiner Schulden gegenüber Bilall M. (in Höhe von 1,3 Millionen Euro) zum Diebstahl der Schließfächer (49 Millionen Euro) überreden lassen. Doch schon am vorigen Prozesstag zeigte sich, dass Thomas S. auch andere Möglichkeiten gehabt hätte, kurzfristig seine Schulden bei Bilall M. zu tilgen.

Der Verteidiger des Mohamed M. berichtete, dass der – einschlägig vorbestrafte – Herr Z. aus Eberswalde aber nach zwei Ortsterminen bei Thomas S. Abstand von dessen Vorschlag nahm, weil er den Fähigkeiten des Thomas S., die diversen Alarmanlagen ausschalten zu können, nicht vertraut habe.

Als nächster Zeuge wurde Herr M. (35) geladen. Er war ehemaliger Geschäftsführer des Unternehmens „Watchmaster“. Herr M. erläuterte detailgenau, wie seine Firma 2015 zum Untermieter in der Schließfachanlage der Fasanenstraße 77 in Berlin wurde. Er bestätigte, dass die Vallog GmbH (Thomas S.) dem Unternehmen Watchmaster von Beginn an einen Kreditrahmen in Höhe von fünf Millionen Euro eingeräumt hatte.

Während einer kurzen Verhandlungspause fragte auf dem Flur einer der Zuhörer locker in die Runde, was denn eigentlich mit dem ehemaligen Geschäftsführer Stefan L. sei. Dieser sei seit Jahren zusammen mit dem Kronzeugen geschäftlich verbunden. Oft auch als erster oder zweiter Geschäftsführer. Dieser müsse doch über sehr vieles Bescheid wissen, zumal er und der Kronzeuge Stefan S. ja auch schon mehrere GmbHs gegründet und dann wieder „vor die Wand gefahren“ haben, durch die diversen Insolvenzen. Eine durchaus interessante Frage. Es bleibt abzuwarten, ob auch das Gericht diese Tatsache erwähnenswert findet.

Als nächste Zeugin erscheint Frau M. (51), eine ehemalige Bürohilfe der Vallog GmbH. Frau M. hat schon seit 2015 bei Vallog und deren Vorgängerfirmen gearbeitet. Davon gibt es eine ganze Menge und auch derzeit scheint der Kronzeuge noch Geschäftsführer verschiedener Unternehmungen zu sein.

Frau M. betont, dass sie gern bei der Vallog GmbH tätig war, weil es für sie als körperlich und geistig beeinträchtigte Frau immer schwer auf dem Arbeitsmarkt gewesen sei. Sie erinnerte sich an die Bewerbung der neuen Sicherheitsfirma. Diese habe sie aber in den Spam-Ordner verschoben, weil ihr Ungereimtheiten in Adresse, Logo und Absender aufgefallen waren. Sie wisse nicht, wer die Mail später wieder aus dem Spam-Ordner hervorgeholt habe.

Am 18. November 2022 – einen Tag, bevor der 49-Millionen-Diebstahl stattfand – stellte Thomas S. der Frau M. zwei junge Männer als neue Mitarbeiter eines Sicherheitsunternehmen vor. Frau M. wurde damit beauftragt , das neue Sicherheitsunternehmen einzuweisen. Laut Protokoll sollte Frau M. auch die Daten der beiden Personen aufnehmen, inklusive Personalausweis, Sachkundenachweis und Dienstausweis. Nichts davon war vorhanden. Thomas S. wies sie an, trotzdem die sicherheitsrelevanten Zugangscodes, Schlüssel und Transponder an die Männer zu übergeben. Zur Frage über die wirtschaftlichen Verhältnisse der Vallog GmbH sei sie zu keiner Zeit informiert gewesen. Beim fehlenden Zeugen und Mit-Geschäftsführer Herrn G. habe sie während ihrer gesamten Tätigkeit nie Einschränkungen wahrgenommen.

Nach der Aussage von Frau M. unterbrach der Vorsitzende gegen 13:00 Uhr den achten Prozesstag. Am Montag, 27. November, folgt der neunte Verhandlungstag im Millionenprozess vor der Strafkammer Moabit. Wie immer sind wir für Sie vor Ort.

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