Einblick in die Vermögensverhältnisse der Angeklagten im Berliner Millionenprozess – so viel Geld haben die mutmaßlichen Täter des Tresorraubs

Nächster Prozesstag. Es gab einen Einblick in die Vermögensverhältnisse der Angeklagten im Berliner Millionenprozess, erstaunlich, über wie viel Geld die mutmaßlichen Täter des Tresorraubs verfügen.

Der Montag, 15. Januar 2024, begann mit der Einschätzung des Vorsitzenden zum zeitlichen Umfang des Prozesses: nach derzeitigem Stand wird der Prozess wohl nicht vor Ende April 2024 abgeschlossen sein.

Am heutigen Prozesstag wurden über zwei Stunden lang die Einkünfte und Vermögenswerte der Angeklagten – zumindest teilweise – betrachtet. Zuerst sprach jedoch der Zeuge Herr H., Kriminalhauptkommissar (KHK) vom LKA-Kommissariat 651. Dieses ist für die Führung von Informanten und Vertrauenspersonen (VP) zuständig.

Der KHK berichtete, dass eine von ihm geführte VP im März 2023 angab, dass an dem Diebstahl in der Tresoranlage ein gewisser Kenan aus dem Umfeld einer der einflussreichsten arabischen Großfamilien Deutschlands, den Al-Zeins, beteiligt war. Ebenso sei auch Samy Al-Zein, einer der Söhne des berühmt berüchtigten Paten von Berlin, dem Familienoberhaupt Mahmoud Al-Zein, mit an der Tat beteiligt gewesen.

Sowohl der Kenan als auch Samy Al-Zein sollen sich inzwischen in der Türkei aufhalten. Die Verteidiger fragten den Kommissar nach seiner Einschätzung hinsichtlich der Zuverlässigkeit der Vertrauensperson. Diese schätzte der Beamte als sehr hoch ein. Kontakt zur VP bestehe derzeit nicht.

Als zweite und letzte Zeugin des Tages wurde Frau T., 28, sehr ausführlich befragt. Sie ermittelt als Kriminaloberkommissarin im Bereich Wirtschaftskriminalität. Insbesondere beschäftigt sie sich dabei auch mit Finanzermittlungen und Abschöpfungen von Vermögenswerten aus Straftaten.

Zuerst erläuterte Frau T. die Firmenstruktur des ehemaligen Geschäftsführers Thomas S.

Dessen Glaubwürdigkeit als geschützter Hauptbelastungszeuge wird mit Fortschreiten des Prozesses immer mehr erschüttert.

Die Kriminaloberkommissarin schilderte, dass Thomas S. Firmenstruktur ein sehr verschachteltes System von Gesellschaften darstellt, an denen S. beteiligt war bzw. immer noch beteiligt ist. Die Gesellschaften mit unterschiedlichen Geschäftsbereichen halten jeweils Anteile aneinander. Thomas S. ist an allen Gesellschaften beteiligt, bei einigen als alleiniger Gesellschafter. Insgesamt war von ca. 20 Gesellschaften die Rede. Dabei zählt das von der Tat betroffene / beteiligte Schließfachunternehmen „Vallog GmbH“ zu den jüngeren Firmen des Kronzeugen. Frau T. erläuterte auch die privaten Vermögensverhältnisse des Thomas S. und schilderte ihren Eindruck von dessen Räumlichkeiten bei der Durchsuchung der Wohnung in der Tauentzienstraße in Berlin.

Dem Kronzeugen konnten mehre private und persönliche Konten zugerechnet werden. Darüberhinaus fünf Immobilien in Berlin, Brandenburg und Baden-Württemberg. Alle Immobilien sind belastet und inzwischen auch vom Land Berlin grundbuchmäßig gesichert. Es existieren zwei geleaste Fahrzeuge. Bei den Hausdurchsuchungen des S. in Berlin und in Baden-Württemberg wurden mehrere hochwertige Uhren, Bargeld, Schmuck und mehrere Tausend Euro in Kryptowährungen sichergestellt. Weiterhin wurde ein Boot in Brandenburg gesichert. An beweglichen Werten wurden 106 Tausend Euro festgestellt und vorläufig eingezogen.

Der Vorsitzende beauftragte die Zeugin mit der Wertermittlung der Immobilien abzüglich der noch bestehenden Forderungen der finanzierenden Banken. Auch bat er um Ermittlung, ob der Angeklagte Rückstände bei der Ratenzahlung hatte. Die Zeugin berichtete von einem vereitelten Versuch des Angeklagten, im April 2023 Vermögenswerte an die Ehefrau zu verschieben. Auch bestätigte sie auf Anfrage, dass Thomas S. im April 2023 eine seiner Immobilien für zwei Millionen Euro verkaufen wollte. Ein bestehendes Konto in Norwegen ist nicht untersucht worden.

Nach einer Pause wurde die Zeugin T. gebeten, Auskunft über die Vermögensverhältnisse der anderen Angeklagten zu geben. Bei Kenan S. konnten weder Vermögen noch Einkünfte ermittelt werden. Auf seinem Girokonto gab es kaum Umsätze. Bei der Hausdurchsuchung ist nichts gepfändet worden. Seine Lebensgefährtin erhält Leistungen vom JobCenter und betreibt in der Wohnung ein Kosmetikstudio.

Beim dem aus der Haft entlassenen Bilall M. wurden mehrere Konten entdeckt, privat und geschäftlich. Er hat 2022 ein Gehalt von 112 Tausend Euro bezogen. M. hält Anteile an diversen Gesellschaften in der Bau- und Immobilienbranche. Auch hier zeigt die Zeugin ein Organigramm des Firmengeflechts, das beinahe 20 Gesellschaften umfasste, an denen Bilall M. beteiligt ist, teilweise zu 100%. Bei seiner Hausdurchsuchung wurden mehrere hochwertige Uhren und Gold gesichert. Er besitzt eine Immobilie, die er für 599 Tausend Euro erworben hat.

Beim Angeklagten Mahmoud M. konnten ebenfalls sowohl Privat- als auch Geschäftskonten ermittelt werden. Aus einer Gesellschaft erhält er ein Gehalt von 36 Tausend Euro jährlich. Er ist Gesellschafter mehrerer GmbHs aus der Bau- und Immobilienbranche. Mahmoud M. bezieht Elterngeld. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung wurden hochwertige Kleidung, Bargeld, ein Mercedes C43 und ein Smart, der als Tatmittel gedient haben könnte, sichergestellt.

Beim Angeklagten Muhammet H. wurde ein Gehalt von 72 Tausend Euro jährlich festgestellt. Er besitzt zwei Immobilien in Berlin, die inzwischen vom Land Berlin grundbuchseitig gesichert wurden. Bei der Hausdurchsuchung seines dreistöckigen Wohnhauses sind auf dem Dachboden zwei Einkaufstaschen mit Schmuck und Uhren gesichert worden. Weitere Uhren sind in der Garage und in einer Socke versteckt entdeckt und sichergestellt worden.

Insgesamt wurden bei den Angeklagten Wertgegenstände in Höhe von 374 Tausend Euro beschlagnahmt sowie 180 Tausend Euro aus Konten gepfändet.

Wie es weitergeht, erfahren Sie natürlich wieder hier bei uns.