Erster Prozesstag des 49- Millionencoups – der Einbruch in den Berliner Tresorraum

Heute berichten wir von dem ersten Prozesstag des 49- Millionencoups – den Einbruch in den Berliner Tresorraum. Dieser hatte für viele Schlagzeilen gesorgt. Und auch viele Fragen aufgeworfen.

Genau dort, wo sich kürzlich noch Bushido und Arafat Abou-Chaker gegenüberstanden, begann heute um 9:30 Uhr vor dem Landgericht Berlin der Prozess wegen des Einbruchs in einen Berliner Tresorraum (Fasanenstraße 77), bei dem am 19. November 2022 Uhren und andere Wertgegenstände im Wert von über 49 Millionen Euro entwendet wurden.

Der Zutritt zum Prozessgeschehen erfolgte unter besonders hohen Sicherheitsmaßnahmen. Die Personenkontrollen ähnelten denen, die auch an Flughäfen stattfinden. In den Gerichtssaal durften die Zuhörer lediglich ein von den Beamten ausgegebenes Blatt Papier und einen Bleistift mitnehmen. Auf den Kaffee vorher haben wir verzichtet, denn die Toiletten befinden sich im Nebengebäude. Wer den Saal zwischendurch verlässt, verwirkt seinen Sitzplatz und muss sich erneut einer Personenkontrolle unterziehen.

Der Clan schweigt

Am heutigen ersten Prozesstag wurden zunächst die zwischen 26 Jahre und 56 Jahre alten Angeklagten

  1. Kenan S.
  2. Bilall M.
  3. Mahmoud M.
  4. Muhammet H.
  5. Thomas S.

zu ihrer Person befragt. Der zuständige Richter trat den Angeklagten lächelnd und auffallend freundlich gegenüber: „Erst einmal vielen Dank, dass Sie sich nicht untereinander unterhalten. Das ist hier ja auch nicht gewünscht. Und wenn Sie eine Pause brauchen, können Sie das jederzeit mitteilen“. Unser Mandant Dirk H. (61), der seine und die seiner Ehefrau über viele Arbeitsjahre angesparte Altersvorsorge in einem der Schließfächer hatte, fragte später, ob „solche Straftäter “ in Deutschland eigentlich per se besonders nett behandelt werden. Die Antwort blieb ich ihm jedenfalls schuldig.

Zur Sache selbst wollten sich – außer Thomas S., der als ehemaliger Geschäftsführer der „Vallog GmbH“ (Vermietung von Schließfächern und sonstige Dienstleistungen der Wertlogistik) auch besonders geschützter Kronzeuge ist – trotz aller Freundlichkeit keiner von ihnen äußern. Thomas S. sitzt getrennt von den anderen vier Angeklagten einzeln und bewacht in einer Sicherheitskabine. Bis auf ihn befinden sich die Angeklagten derzeit in Untersuchungshaft in der Justizvollzugsanstalt Berlin – Moabit.

Die Anklage wird verlesen, die „gemeinschaftlicher Diebstahl im besonders schweren Fall und Brandstiftung“ lautet. So soll laut Anklageschrift der Thomas S. bei zwei der Angeklagten Schulden in Höhe von 1,3 Millionen Euro aufgrund von Geldwäschegeschäften gehabt haben. Einige der Angeklagten sollen Mitglieder der auch in Berlin vertretenen Miri-Familie sein. Der 41-jährige Billal M. soll dabei der Drahtzieher des Millionencoup gewesen sein. Er war es laut Anklageschrift auch, der auf Thomas S. zuging und ihm – als Geschäftsführer und Vermieter der Tresorräume – den Einbruch in diese vorschlug, um damit die Schulden zu begleichen.

Ca. Zehnmal sollen sich dann Thomas S. und der Mitangeklagte Muhammet H. – als bekannter und angepriesener „Experte“ auf diesem Gebiet – getroffen haben, um die Einzelheiten des Einbruchs zu besprechen.

Am 17.11.2022 händigte Thomas S. die notwendigen Transponder, Schlüssel und Zugangscodes aus. Kurz vorher kündigte der 52-Jährige noch seiner bisherigen Sicherheitsfirma und ersetzte diese durch ein fadenscheiniges Sicherheitsunternehmen, das mit einem der Mitangeklagten zusammenarbeitete. Außerdem deaktivierte Thomas S. das Alarmsystem der Tresoranlage in der Fasanenstraße 77.

Dadurch konnten sich einige der Angeklagten am 19. November 2022 um 7:13 Uhr gut vorbereitet und ungehindert Zutritt zu den Tresorräumen verschaffen. Insgesamt 295 Schließfächer, deren Inhalt einen Wert in Höhe von 34,65 Millionen Euro hat, wurden ausgeräumt. Hinzu kamen noch Fächer des Uhrenhändlers „Watchmaster“ deren Wert 14,37 Millionen Euro betrug. Das Diebesgut wurde in mehreren Fuhren abtransportiert. Dabei ließen sich die Angeklagten bis 19:34 Uhr Zeit. Danach wurde ein Feuer gelegt, um die Spuren der Tat zu verschleiern.

Am 08.05.2023 konnte durch die Ermittlungen der Behörden Thomas S. festgenommen werden. Er gestand nach der Festnahme und befindet sich seitdem an einem sicheren Ort und steht unter besonderem Schutz. Voraussichtlich am 06.11.2023 wird Thomas S. sich zur Sache einlassen. Das dürfte den Mitangeklagten und auch dem Clan nicht gefallen…

Wir werden für Sie weiter dabei sein und berichten.