Fünfter Verhandlungstag im Berliner 49-Millionen-Tresorraub: der Kronzeuge

Am Tag fünf im 49-Millionen-Tresorraub war es dann endlich soweit. Der Kronzeuge packt aus. Ein mit Spannung erwarteter Tag.

Nachdem bei der letzten Verhandlung am 6. November 2023 durch die Anträge der Verteidiger eine Unterbrechung erwirkt wurde, ging es am 13. November weiter im Prozess um den 49-Millionen-Tresorraub. Für heute ist geplant, dass der Mittäter = ehemalige Geschäftsführer = Kronzeuge der Schließfachfirma – Thomas S. – auspackt.

Am vorherigen Verhandlungstag wurden von den Strafverteidigern die vollständigen TKÜ-Daten (Telekommunikationsüberwachung) gefordert. Zwar hatte das LKA alle scheinbar wichtigen Daten übermittelt. Die Verteidigung wollte jedoch auch die für unwichtig befundenen Daten auswerten. Diese standen seitens des LKA erst kurz vor der heutigen Verhandlung auf CD bereit.

Aufgrund dieser Verzögerung blieb die Verteidigung ihrer bisherigen Taktik treu und beantragte wieder eine Unterbrechung der Verhandlung um eine Woche, um alle Daten einsehen zu können.

Der Verteidiger des Kronzeugen, Rechtsanwalt Tzschoppe, merkte an, dass sich die TKÜ-Daten auf der CD ausschließlich auf die Zeit nach der Tat vom 19. November 2022 beziehen und sein Mandant und ehemaliger Geschäftsführer sehr wohl anfangen könne, auszusagen. Auch der Vorsitzende betonte, dass die Verteidigung ja mehrere Daten seit der letzten Verhandlung einsehen konnte.

Staatsanwalt Kiworr meldete sich zu Wort und betonte, dass ein erneuter Antrag auf Unterbrechung schon deshalb nicht geboten sei, weil der Kronzeuge Anspruch auf rechtliches Gehör hat. So auch der Kronzeuge Thomas S., ob die Verteidiger das nun gut fänden oder nicht.

Nach mehreren Einwänden, Anträgen der Verteidiger und Unterbrechungen verkündete der Richter gegen 13:00 Uhr seinen Beschluss: die Hauptverhandlung wird fortgesetzt, der Kronzeuge wird aussagen.

Thomas S. sprach fließend und mit scheinbar wenig Emotionen darüber, wie es zum Tresorraub kam. So wurde über die Treffen im Vorfeld mit einigen der Angeklagten gesprochen. Es gab Treffen mit Mitgliedern der Miri-Familie an verschiedenen Orten, zu denen der ehemalige Geschäftsführer immer abgeholt und gefahren wurde. Sein Telefon musste er dabei im Auto lassen.

Thomas S., der mit Bilall M Geldwäsche im großen Stil betrieb, verzettelte sich dabei. Zum Schluss ging es um eine Summe in Höhe von 1,3 Millionen Euro, die er Bilall M. nicht pünktlich zurückzahlen konnte.

„Der Einbruch in die Schließfachanlage kam dann als Lösungsvorschlag von Bilall M. Die Planungstreffen haben mit „Mo“ an externen Orten stattgefunden.“ Von diesem angeblichen „Mo“ sprach der Kronzeuge immer wieder, er soll nach seiner Aussage ein Verwandter des Bilall M. sein.

Auf die Frage, wie hoch denn sein (Thomas S.) zu erwartender „Anteil“ der Beute ausfallen sollte, antwortete dieser, dass das nicht genau geregelt wurde, weil viele Parteien einen Teil der Tatbeute abbekommen müssten. Ihm sei aber gesagt worden, dass er zufrieden sein wird.

Der Vorsitzende wollte weiter wissen, was für das Verhalten nach der Tat geplant war. Thomas S. sagte aus „Man hat mir gesagt, man werde sich bei mir melden, wenn es soweit ist. Ich sollte keinesfalls selbst Kontakt zu Bilall M. aufnehmen“. Seinen „Anteil“ sollte Thomas S. dann ein paar Monate später bekommen, wenn etwas Ruhe eingekehrt wäre.

Interessant war für viele Zuhörer auch die Aussage des Kronzeugen, dass er – sollte irgend etwas passieren oder er bei Vernehmungen in Bedrängnis geraten – er sich bei einem bestimmten Berliner Rechtsanwalt melden sollte. Dieser Anwalt würde genau Bescheid wissen und ihm dann helfen.

Gegen 16:00 Uhr wurde die Hauptverhandlung unterbrochen. Am 16. November geht es um 09:30 Uhr weiter mit der Aussage des ehemaligen Geschäftsführers. Wir dürfen gespannt sein und werden natürlich wieder berichten.